Das Internet hat die globale Wirtschaft in einem Maße verändert, das sich nur mit der industriellen Revolution vergleichen lässt. Es hat die Art verändert, wie wir leben und arbeiten, hat überkommene Geschäftsmodelle zerstört und zugleich innovativen Unternehmen ungeahnte Wachstumsmöglichkeiten eröffnet.

Technologie Zukunftsthemen
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Doch was bisher war, ist nur der Anfang, prognostiziert Mark Hawtin, Investment Director des GAM Star Technology: „Einer aktuellen Studie von McKinsey zufolge könnten das Internet und durch das Internet ermöglichte Technologien eine zusätzliche Wertschöpfung von bis zu 30 Billionen US-Dollar darstellen.“Zum Vergleich: Gegenwärtig hat das gesamte US-Bruttoinlandsprodukt ein Volumen von etwa 15 Billionen US-Dollar.

Trotz des atemberaubenden Innovationstempos und den dadurch herbeigeführten wirtschaftlichen Umwälzungen sind Investoren heute allerdings weit entfernt von einer Technologie-Euphorie, wie sie beispielsweise um die Jahrtausendwende herrschte. Das muss für Anleger allerdings nichts Schlechtes sein. Im Gegenteil, meint Hawtin: „Wir sind überzeugt davon, dass wir uns gerade in der frühen Phase eines sehr langfristigen, nachhaltigen Wachstumstrends befinden. Und das Internet bildet den Kern dieses Wachstums.“

Internet der Dinge

Das Internet der Dinge ist auch unter dem englischen Schlagwort „Machine-to-machine communication“ bekannt: Netzwerke bestehen immer öfter nicht nur aus menschlichen Teilnehmern, sondern auch aus Maschinen, die miteinander kommunizieren.

Dies eröffnet Möglichkeiten für eine Vielzahl innovativer Anwendungen. Selbstfahrende Autos sind nur ein relativ einfaches Beispiel dafür. Eine andere, bereits angewandte Einsatzmöglichkeit: Rolls-Royce ist inzwischen in der Lage, die vom Unternehmen hergestellten Flugzeugtriebwerke mithilfe einfacher Sensoren in Echtzeit zu überwachen. „Dies ermöglicht eine proaktive Wartung der Triebwerke. So kann ein während eines Fluges auftretender Fehler unmittelbar gemeldet werden. Das benötigte Ersatzteil steht dann zur Landung direkt bereit.“ Fortschritte wie dieser könnten erhebliche Effizienzgewinne und Kostenersparnisse ermöglichen, so der Experte.

Automatisierung der Wissensarbeit

Die Automatisierung der Wissensarbeit setzt einen seit Jahrzehnten sichtbaren Trend fort: Nach der Industrieproduktion wird auch der Dienstleistungssektor zunehmend automatisiert. Immer öfter wird menschliche Arbeit durch Technologie ersetzt oder zumindest durch Computer unterstützt.

Dies hat bereits dazu geführt, dass Berufe wie Telefonisten und Schreibkräfte vor dem Aussterben stehen. Künftig dürfte die Automatisierung in immer fortgeschrittenere Bereiche vorstoßen. Dies dürfte nach Hawtins Einschätzung allein im Gesundheitssektor zu Einsparungen von 300 bis 400 Milliarden US-Dollar über die kommenden zehn Jahre führen. „Automatisierung in diesem Bereich könnte es zum Beispiel ermöglichen, sämtliche verfügbaren Gesundheitsdaten eines Patienten zu vernetzen“, erklärt Hawtin. „Die Möglichkeit, mithilfe von Tablet-Rechnern und anderen Geräten blitzschnell auf diese Daten zuzugreifen, dürfte die Arbeit von Ärzten und Pflegepersonal deutlich erleichtern und könnte zudem schnellere Diagnosen ermöglichen.“

Robotik

Roboter kommen seit Jahrzehnten in der Industrie zum Einsatz, etwa bei der Montage von Maschinen. Die Fortschritte der Robotik auf Feldern wie Data Mining und künstlicher Intelligenz könnten die Einsatzmöglichkeiten deutlich erweitern. „Dies wird große Auswirkungen auf China haben, wo die Löhne ein Niveau erreicht haben, auf dem der Einsatz von Robotern zunehmend sinnvoll wird“, so Fondsmanager Hawtin. Die Spanne der Einsatzmöglichkeiten reiche von der Chirurgie über das Management von Warenlagern bis hin zum 3D-Druck.

Mobiles Internet

Das mobile Internet klingt zunächst weniger futuristisch als die anderen genannten Zukunftsfelder. Immerhin ist es bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Doch genau daraus speist sich das enorme Potenzial der Technologie.

So nutzen aktuell 6,5 Milliarden Menschen auf der Welt mobile Endgeräte – aber nur 4,2 Milliarden nutzen eine Zahnbürste. „Nach Kleidung und Nahrungsmitteln sind Mobiltelefone wohl das am weitesten verbreitete Besitztum der Menschheit“, diagnostiziert Hawtin. „Dadurch ergeben sich gigantische Netzwerkeffekte.“ Für Investoren bieten sich seiner Ansicht nach Aktien von Unternehmen wie ARM oder InvenSense an. Diese produzieren Prozessoren und Sensoren für verschiedene Smartphone-Hersteller. „Dadurch können Anleger dem Dilemma entgehen, entscheiden zu müssen, ob künftig Apple oder Samsung mehr Geräte verkaufen wird. Denn alle Smartphones benötigen letztlich sehr ähnliche Komponenten von denselben Zulieferern“, so Hawtin.

Trend zur Arbeit in der Cloud

Die Cloud-Technologie – also die Möglichkeit, IT-Services flexibel über Netzwerke zu nutzen anstatt eine eigene Infrastruktur aufzubauen – hat viele der bisher skizzierten Entwicklungen ermöglicht. Insbesondere Start-Up-Unternehmen arbeiten heute oft ausschließlich mit Cloud-basierter Technologie. Dies ermöglicht ihnen, neue Soft- und Hardware dann einzusetzen, wenn sie benötigt wird. Teure Investitionen in die eigene Infrastruktur sind nicht mehr nötig. „Unternehmen können dadurch sehr viel einfacher Größenvorteile durch Wachstum nutzen“, erklärt Hawtin. „Weil die Kosten für Cloud-Lösungen zudem sinken, erwarten wir, dass sie sich schnell durchsetzen werden.“

Die durch die zunehmende Vernetzung ermöglichten Innovationen dürften Auswirkungen auf eine ganze Reihe von Branchen haben. Für Investoren gilt es daher, genau hinzuschauen. „Während einzelne Sektoren wie etwa die Anbieter von Cloud-Services bereits recht hoch bewertet sind, bieten andere Bereiche noch viel Potenzial“, so Hawtin. „Grundsätzlich dürfte der Technologie-Sektor sich zukünftig aber deutlich fragmentierter präsentieren als bisher. Die neuen Entwicklungen bieten Chancen für Unternehmer, die spezialisierte Lösungen für einzelne Branchen und teils auch einzelne Länder anbieten können.“ Dies biete einerseits Chancen für aktive Investoren, stelle andererseits aber auch hohe Anforderungen an die Fähigkeit, Unternehmen und deren Geschäftsmodelle zu analysieren.